"Christian Morgenstern" Lesung

Sa. 12.02.2022 18:00

Christian Morgenstern
"Eine Wahrheit kann erst wirken wenn der Empfänger für sie reif ist"

Christa Böhner und Wolfgang Hausmann lesen über seinen Lebensweg und stellen seine ernste und humorige Dichtung vor,
begleitet am Piano von Michael Lohmann

Palmström

Palmström steht an einem Teiche
und entfaltet groß ein rotes Taschentuch:
Auf dem Tuch ist eine Eiche
dargestellt sowie ein Mensch mit einem Buch.
Palmström wagt nicht, sich hineinzuschneuzen.
Er gehört zu jenen Käuzen,
die oft unvermittelt-nackt
Ehrfurcht vor dem Schönen packt.
Zärtlich faltet er zusammen,
was er eben erst entbreitet.
Und kein Fühlender wird ihn verdammen,
weil er ungeschneuzt entschreitet.
Christian Morgenstern

 

Der deutsche Dichter Christian Morgenstern war bekannt für seine heitere und leichtfüßige Lyrik, die stets von einem Augenzwinkern begleitet wurde. Er hatte ein Talent für Skurill- -Fantastisches. Dabei waren seine Kindheit und Jugend überschattet von Krankheit und Tod. Geboren am 6. Mai 1871 in München, verlor Morgenstern seine Mutter mit zehn Jahren; von ihr erbte er ein Lungenleiden, das ihn zeitlebens zu langwierigen Kuraufenthalten zwang. Der Vater, ein Landschaftsmaler, verweigerte die finanzielle Unterstützung des Studiums und wollte den einzigen Sohn zum Offizier ausbilden lassen. Es kam zum Bruch. 

Expressionismus, Dadaismus, das lässt sich in Morgensterns Werken finden. Wer kennt nicht zumindest einige seiner Gedichte über den in Gedanken versunkenen Palmström beim Spaziergang und den kreativen Korf? Völlig bizarr wird es, wenn Morgenstern von Muhme Kunkel spricht. Großen Zuspruch erhielt er, etwa für seine humoristisch-bösen Galgenlieder, aber auch viel Unverständnis - erst recht, seit sich der Dichter, immer wieder ans Bett gefesselt durch seine Krankheit Tuberkulose, religiösen Fragen zuwendet, dem Buddhismus, der Mystik und schließlich der Anthroposophie Rudolf Steiners, einer Art Erforschung des Übersinnlichen, die den Menschen als Beginn der Evolution ansieht.

Morgensterns Publikum, sowie seine Dichterkollegen, reagieren sehr gespalten auf diese Entwicklung. Kurt Tucholsky etwa lehnte dies vehement ab. Was bleibt nun von Morgen-stern, dem Vielseitigen, der auch Werke von Walter von der Vogelweide und Robert Walser herausbrachte, Lektor war und Henrik Ibsen aus dem Norwegischen übersetzte - den Vertrag unterschrieb er übrigens, als er noch gar kein Norwegisch beherrschte.

Samstag, 12. Februar 2022
Einlass: 17:00 Uhr, Beginn: 18:00 Uhr
Eintritt: 10,- €uro
Tickets unter: e.s.brieden@gmail.com
Zutritt nach den "2G+" Regeln